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#12 Allgemein: Ausbildung in der Eventbranche in Zeiten von Corona

Mein Name ist Sasja Fuchs, ich bin 22 Jahre jung und in meinem letzten Lehrjahr meiner zweijährigen Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. In diesem Blog.Post möchte ich ganz ehrlich und ungeschönt von meiner Ausbildung in Zeiten von Covid-19 erzählen, von Ängsten, Optimismus und meinen persönlichen Gedanken zur Zukunft.

Agenturalltag? Fehlanzeige!

Die Eventbranche hat es gerade alles andere als leicht. Zurzeit kann man sich nicht einmal mehr vorstellen in naher Zukunft mit der ganzen Familie bei Kaffee und Kuchen zusammen zu sitzen. Wie soll man sich da eine Veranstaltung mit mehreren hundert Menschen vorstellen?

Glücklicherweise hat es mich nicht so schwerwiegend getroffen, wie anderen Abzubildenden aus dieser Branche und auch aus meiner Klasse. Trotz Corona bin ich bislang durchgehend beschäftigt – mal mehr, mal weniger. Aber ich habe nach wie vor etwas zu tun und mir wird stets ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Ich habe einen Ausbildungspaten an den ich mich jederzeit wenden kann, ich habe Azubi-KollegInnen mit denen ich im Austausch bin und ich erhalte Unterstützung von meinen KollegInnen, wenn ich sie brauche.  Im Sommer 2021 werde ich daher meine Ausbildung im Rahmen der normalen Ausbildungszeit abschließen können.

Und dennoch sind derzeit die am meistgestellten Fragen an mich ungefähr solche: „Bereust Du es, diese Ausbildung begonnen zu haben?“, „Arbeitest Du überhaupt?“ oder „Macht diese Ausbildung noch Sinn?“ und spätestens bei der nächsten Frage beginnt immer das Grübeln: „Hast Du denn keine Angst vor der Zeit danach?“.

Wie soll man da nicht ins Zweifeln kommen?

Berufsschule mit Hindernissen

Seit fast einem Jahr habe ich meine Berufsschule kaum von innen gesehen und wenn ich mal da war, waren teilweise die LehrerInnen nicht vor Ort, weil sie zur Risikogruppe gehören oder Kontakt mit einem positiv getesteten SchülerIn hatten und somit unter Quarantäne standen. Und auch ich habe mich in der Schule von allen Orten meines Alltags am meisten gefährdet gefühlt. Bestimmt gibt es auch andere Berufsschulen, an denen es besser klappt, aber so ist bisher meine Erfahrung.

Selbstständig zu lernen bekam in dieser Zeit eine vollkommen neue Bedeutung für mich. Homeschooling war natürlich sicherer, aber auch da gab es immer wieder Komplikationen. Sei es eine schlechte Internetverbindung oder ein Serverfehler der Schule. Wir kommen mit dem Schulstoff nur schwer hinterher und das Fazit lautet: Wieder Zweifel – wie schaffen wir die Prüfungen?

Was kommt nach der Ausbildung?

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich meine Abschlussprüfungen alle bestehe und planmäßig im Sommer ausgelernt bin. Wie geht es dann für mich weiter? Wer braucht mich gerade? Wer stellt mich ein? Die Art von Veranstaltungen, die ich in der Schule gelehrt bekommen habe und gerne zu meinem Beruf machen möchte, finden voraussichtlich noch auf längere Zeit nicht statt. So kommen zu den Zweifeln, die Zukunftsängste hinzu die bestimmt viele Menschen in der Eventbranche derzeit nur zu gut kennen. Unsere Branche boomt zur Zeit nicht und Veranstaltungsfirmen und Agenturen schrumpfen eher, als dass sie wachsen. Also das Gegenteil von dem, was man sich als junger Mensch mit einer fertigen Ausbildung für den Berufseinstieg wünscht.

Zwischenfazit und Hoffnungsschimmer

Ich denke, dass meine Ausbildung mich erstmal nicht dahin bringen wird, wo ich ohne Corona wahrscheinlich hätte sein können. Aber um eine, der mir am meisten gestellten Fragen zu beantworten: Nein, ich bereue es nicht diese Ausbildung begonnen zu haben.

Hätte ich gewusst, was auf uns zukommt, hätte ich mich vielleicht für eine andere Branche entschieden, aber das konnte man nicht wissen. Ein Abbruch der Ausbildung kam für mich nie in Frage, denn egal welche Ausbildung man macht, sie schadet nie! Allein die Erfahrungen, die man als Azubine sammelt, sind Goldwert und in jeglichen Hinsichten eine Bereicherung. Es bleibt weiterhin eine kaufmännische Ausbildung die mir weitere Einstiege ermöglichen kann. Zudem wird es wieder andere Zeiten geben, die zulassen werden, dass ich diesen Beruf ausüben darf.

Chancen in der Krise

Optimistisch bleiben! Das ist mein Motto und die Basis, auf die zurzeit jeder bauen sollte. Nicht nur mir ergeht es gerade so. Weltweit hatten und haben Menschen diese Zweifel und Sorgen, haben ihre Jobs verloren und wurden gezwungen etwas anderes anzunehmen, worin sie sich vielleicht niemals gesehen hätten. Optimistisch betrachtet, könnten das Neuanfänge sein, für die man nie den Mut hatte.

Und Neuanfänge durfte ich in meiner aktuellen Situation bereits aktiv mit begleiten. So haben wir bei STR8 zum Beispiel innerhalb weniger Monate nahezu unser komplettes Eventgeschäft in die virtuelle Welt verlegt. Hier kann ich zum Beispiel Erfahrungswerte sammeln, die ohne diese Pandemie niemals in der Form denkbar gewesen wären.

Corona gibt uns die Zeit zum Selbstreflektieren und -analysieren, die wir uns vorher nicht immer nehmen konnten. Vor allem kann man in dieser Zeit erkennen, wonach wir eigentlich ein Verlangen empfinden und was uns fehlt, ganz egal ob beruflich oder im privaten Leben.

Ich habe keine Angst vor der Zeit danach. Meine eigentlichen Pläne wurden bislang umgeschmissen, aber dafür habe ich nun umso mehr gelernt neue Wege zu gehen und mutig zu sein.

 

 

 

 

 

Autorin: Sasja-Anette Fuchs